Zum ersten Europäischen Jugendprogramm der Theatertage am See Die Jugendbegegnung führt vom 8. - 17. April 2005 52 Jugendliche aus 6 Ländern (Deutschland, Bulgarien, Spanien, Rumänien, Ungarn, Griechenland), zur Hälfte Sinti und Roma, auf einem interkulturellen europäischen Theaterabenteuer zusammen. Artistische Kunstformen der beteiligten Ländergruppen begegnen ästhetischen Ausdrucksformen der Sinti und Roma. Sie sollen zusammen-geführt werden und zu einem tieferen Verständnis dieser am Rande stehenden europäischen Kulturen führen. Die Ausdrucksformen des Theaters dienen nicht nur der integrativen Kommunikation sondern sind gleichzeitig Methoden zur Entwicklung gemeinsamer ästhetischer Formen und die Grundlage gemeinsamen Arbeitens.
Anschließend präsentieren die Gruppen ihre Arbeit und die Dokumentation in ihren Heimatländern und führen im Sinne des Multiplikatorenansatzes die Arbeit Vorort weiter. Im Herbst gibt es eine Phase der Evaluation und Konzeption weiterer Projektschritte. Für die THEATERTAGE AM SEE bedeutet das entweder Fortsetzung mit Sinti und Roma oder aber mit anderen Jugendlichen im Rahmen künftiger EU- Projekte.
Wir verbinden damit folgende Ziele:
• Kommunikationsprozesse in mindestens sieben verschiedenen Sprachen, griechisch, ungarisch, rumänisch, bulgarisch, spanisch, deutsch und als gemeinsame Zweitsprache englisch, sind eine große Herausforderung. Dazu kommen noch die unterschiedlichen Formen des Romanes. Theater kann dabei auf wunderbare Weise zeigen, dass und wie wir uns verstehen und zusammenarbeiten können, auch wenn wir uns verbal nicht verstehen.
• Die Hälfte der jungen Leute sind Sinti und Roma, in allen Herkunftsländern sozial benachteiligt und je nach Herkunftsland mehr oder weniger sozialpädagogisch betreut. Wir Deutschen haben- die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 60 Jahren erinnert uns in schmerzhafter Weise daran- auf diesem Feld nach wie vor eine besondere Aufgabe. Es geht darum, Integrationsarbeit zu leisten und nach Wegen zu suchen; damit "so etwas wie Auschwitz nie mehr möglich wird" (Adorno). Was kann es Besseres dafür geben als die unmittelbare Begegnung, dem Unbekannten ein Gesicht, eine Stimme, einen Körper zu geben, in dem ebenfalls ein Herz schlägt?
• Kulturen sozialer Minderheiten, als wichtigen Teil unserer europäischen Identität, aus dem Dunkeln zu holen, die Unterschiedlichkeit der TeilnehmerInnen zu nützen und in einen gemeinsamen Prozess einander näher zu bringen.
• Wobei es auch eine Herausforderung an die Sinti und Roma gibt, Integration als Aufgabe und Leistung zu verstehen. Dieser Prozess kann im Schonraum eines solchen Projektes modellhaft angestoßen werden und so zu befruchtenden Erfahrungen und Wertschätzung bei allen Beteiligten führen.
• Integrieren möchten wir auch die Lehrerausbildung. Wir wählten als deutsche Teilnehmer u.a. auch angehende Grund- und Hauptschullehrerinnen aus. Wir meinen, dass es ein wichtiges Lernfeld zur Vorbereitung ihrer künftigen Schularbeit sein kann, kommunikative und ästhetische Ausdrucks- und Begegnungsformen zu entwickeln mit Menschen, die ganz unterschiedliche Sprachen und aus einem sozialen Milieu und kulturellen Umfeld stammen, das ihnen völlig fremd ist. sprechen. Sie treffen diese Situation in ihrem künftigen Berufsfeld an und stehen ihr nicht selten hilflos gegenüber. Die PISA- Studien belegen die Dringlichkeit dieses Ansinnens.
Die Integration des Projektes in eines der größten und bedeutendsten Festivals des europäischen Amateurtheaters bietet zum einen eine Plattform intensiver Auseinandersetzung mit dem Ergebnis des Projektes, zum andern bietet es die Chance einer zusätzlichen Öffnung und zu verstärkenden Integrationsimpulsen. Der Förderverein THEATERTAGE AM SEE Friedrichshafen e.V. pflegt enge Kontakte zu Amateurtheatergruppen in ganz Europa und unterstützen durch die Begegnung der Menschen das Zusammenleben im "europäischen Haus". Das Festival verfolgt eine kulturpolitische Konzeption, in deren Mittelpunkt die aktive Beteiligung der Menschen an kulturellen Prozessen steht. Hauptanliegen des Fördervereins Theatertage am See ist die Förderung eines breiten, kreativen Potentials und Engagements, das für die Zukunft unserer Gesellschaft äußerst wichtig ist.
Europäisches Jugendprogramm / Organisation
Das Europäische Jugendprogramm fördert mit seiner Aktion 1 Internationale Jugendbegegnungen der EU-Länder und seiner Partnerländer, die sich thematisch mit unserer europäischen Identität, Herkunft und Kultur, sowie mit sozialen Problemen, unserem kulturellen und sozialen Umfeld, dem Umweltschutz, unserer Demokratie, unseren Werten und unseren Herausforderungen, Hoffnungen und Visionen beschäftigen. Die Koordinierungs- und Aufnahmeorganisation des Austausches sind die THEATERTAGE AM SEE, die mit den anderen Partnerorganisationen, insbesondere mit Barcelona Voluntaria, diesen Austausch entwickelt haben. Die Konzeption des Austausches mit der Einbeziehung von Jugendlichen der sozialen Minderheit Sinti und Roma bedeutet sowohl interkulturell, als auch finanziell eine Herausforderung, gerade da wir diesen sozial benachteiligten Jugendlichen unabhängig von finanziellen Möglichkeiten die Chance für diesen Austausch ermöglichen möchten.
Wir sind auf der Suche nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten für dieses Projekt, neben dem Europäischen Jugendprogramm. Zudem handelt es sich beim europäischen Jugendprogramm nur um eine Teilfinanzierung, die keineswegs die Kosten näherungsweise abdecken kann.
Partner des Projektes
• Deutschland: Förderverein THEATERTAGE AM SEE Friedrichshafen e.V
• Rumänien: Sakura Youth Association, Bukarest
• Ungarn: Smile Foundation, Budapest
• Bulgarien: Youth Association St. Sofia, Sofia
• Griechenland: Kinds in Action, Thessaloniki
• Spanien: Barcelona Voluntaria
• Consell Municipal del Poble Gitano
• Deutschland: Förderverein THEATERTAGE AM SEE Friedrichshafen e.V
• Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg
• Jugendstiftung Baden-Württemberg
• Kulturstiftung der Landesbank Baden-Württemberg
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Das Projekt beginnt am 8. April 2005, dem internationalen Tag der Sinti und Roma.
Das Projekt wird mit Unterstützung der Europäischen Union finanziert. Der Inhalt dieses Projektes gibt nicht notwendigerweise den Standpunkt der Europäischen Union und der NA wieder und sie übernehmen keinerlei Haftung.